Tag 14 Schippka Pass und weiter zur Donau

Veröffentlicht am 19. April 2023 um 21:41

Bulgarien ist für mich ein Land der Wiedersprüche. Verkehrsmittel aus dem letzten Jahrhundert sind noch häufig anzutreffen (siehe Foto oben, "letzte Generation" aufgepasst!die fahren fast CO² neutral,  im Gegensatz zu E-Autos). Dann wieder in Blagoewgrad (meinen Übernachtungsort) eine amerikanische Universität  (das wird den Genossen Putin "freuen"). Eine privat finanzierte Universität, 30% der Studenten kommen aus dem Ausland. Die Bachelor Abschlüssen werden in den USA anerkannt. Auf dem Parkplatz vom Supermarkt neben der Universität bettelnde Zigeunerkinder (ich nenne die Einfachheit so, ich kann Roma von Sinti nicht unterscheiden und denen wird es Schnuppe sein). Wem das nicht passt einfach meinen Bericht nicht lesen und ein guter Mensch sein ;). 

Jedenfalls hatte ich von meinem "Übernachtungsparkplatz" einen schönen Blick über die Uni und auf das Rila Gebirge. 

Über Nebenstrecken weiter zum Schippka Pass. 

Unterwegs viele Dörfer in denen nur noch alte Menschen wohnen. Bulgarien hat seit 1990 fast 20% der Einwohner verloren. Viele der Jüngeren sind in das Ausland zum Arbeiten abgewandert. 

Denkmäler aus Kommunistischen Zeiten sind einfach stehen geblieben. Im Gegensatz zu den neuen Bundesländern wo quasi über Nacht die Relikte aus DDR Zeiten verschwunden sind und die Landschaften mit einmal geblüht haben (H.Kohl). Das die Landschaften vorher zumindest im Frühjahr nicht geblüht haben sollen, ist mir in 24 Jahren DDR nicht aufgefallen. 

Uralt Technik mit Mercedes Stern........

Im Wintersport Ort Borovetz (1300m hoch) noch Reste von Schnee. 

Bei uns eher unbekannt: Wintersport spieltin Bulgarien eine große Rolle. Der höchste Berg des Balkan liegt im Rila Gebirge, es ist der Muslala und ist 2925m hoch. Bulgarien hat nicht nur das Schwarze Meer zu bieten.......

Alle "Auswüchse" des Skitourismus den die "letzte Generation" so gern pflegt sind auch in Bulgarien angekommen. Unmengen von Kneipen und Bars. 

Wenigstens sind einige wenige alte Häuser stehen geblieben. 

Erschließt sich mir nicht. ICE Station, Hinweis auf den Fluss Po. Liegt aber in Italien. ;)

Städte mit runtergekommenen Plattenbauten sind alles andere als schön........

Und auf dem Land Störche.......

An Südhängen wird statt Wein nun Solar angebaut. Hoffentlich kommen die Grünen bei uns nicht darauf. Aber die haben aktuell mit dem Themen Heizungsumstellung und Waffenhandel genug Baustellen. 

Dann endlich die Auffahrt zum Schippka Pass. Der Pass ist offen. 

Warum wollte ich unbedingt zum Schippka Pass? 1972 bin ich mit meinen Eltern diese Pass Straße auf dem Weg nach Burgas bereits einmal gefahren. Ich kann mich noch an Kanonen auf der Pass Höhe und daran das es "Hundekalt auf der Pass Höhe war, erinnern. Als DDR Bürger hatten wir nicht allzu viele Möglichkeiten über Pässe zu fahren. Im Thüringer Wald  oder Erzgebirge gab es keine Pässe. 

Der Pass ist nur knapp 1200m hoch und nicht so spektakulär wie ein Alpenpass. Bietet aber Überraschungen. 

Die Beschilderung könnte besser sein......die Straße ist in einem erbärmlichen Zustand.

Dann kommt noch dichter Nebel auf.....

Ich schalte alle Lampen ein die Tante Inge hat. Bringt nix sieht aber toll aus. 

Auf der ganzen Strecke bin ich keinem anderen Auto begegnet. 

Endlich oben auf der Passhöhe.  

Am und um den Schippka Pass haben während der Befreiungskriege die vier entscheidenden Schlachten gegen die Türken stattgefunden. Das hat sich tief in das Bewusstsein der Bulgaren eingeprägt. Der Schippka Pass spielt im Nationalbewusstsein der Bulgaren die gleiche Rolle wie bei uns die Wartburg (die Burg, nicht das Auto).

Ich wollte das Mahnmal im Hintergrund haben, aber der Nebel.........

An den Turm mit den Kanonen kann ich mich erinnern. Ich bekomme Gänsehaut. Bei meinen Eltern muss ich mir unbedingt Fotos von damals ansehen. Für die Jüngeren unter den Lesen:  Damals wurde noch Analog fotografiert, auf Filmen. Und das war richtig teuer. 36 Fotos von 3 Wochen Bulgarien. Das musste reichen. 

Ich beschließe die 185 Stufen hinaufzulaufen (Schnauf) 

Waffen darf man hier oben nicht haben. Sonst schon?

Knapp über den Gefrierpunkt. Ich halte es nicht lange aus und laufe zurück zum Auto, 

So würde es ohne Nebel aussehen. 

Dann auf der anderen Seite vom Berg die Abfahrt.......

Geplant hatte ich noch in Richtung Rumänien zu fahren. Auf den Hauptstraßen ist viel Verkehr. Die Bulgaren halten sich weitestgehend an die Regeln. Auch weil die Polizei permanent die Geschwindigkeit überwacht. Ich habe noch so viele Kontrollen wie in Bulgarien erlebt. 

Da ich dennoch zügig vorankomme, fahre ich noch bis zur Grenzstadt Russe an der Donau. Ich bleibe auf der Bulgarischen Seite, finde ein schönen Platz am Donau Hafen (an Häfen findet sich immer ein Platz). Die Stadt gefällt mit überraschend gut. Vielleicht mache ich morgen noch einen Stadtbummel bevor es in das Land von Dracula geht. 

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Kommentare

Claudi
Vor 2 Jahr

Juhu Steffen, was für eine schöne Reise!! Das sind ja echt wieder interessante Aufnahmen, die man sonst nicht so zu sehen kriegt. Ich bin schon total auf Rumänien gespannt. Weiterhin viel Spaß und gute Fahrt mit Tante Inge. Liebe Grüße von uns

Petra, die Cousine
Vor 2 Jahr

Hallo Steffen, nun werde deine Reise Erinnerungsträchtig und abenteuerlich. In den 70ern waren meine Cousine aus Bautzen mit ihren Eltern schon mehrmals wandermässig als Alpenersatz im Ria—und Piringebirge abenteuerlich unterwegs. Aber wenn man deinen Bericht liest, haben wir die Veränderungen auf hohem Niveau hinbekommen, obwohl Klagen geht immer. Das ist schon sehr spannend und viele der Jungen gut ausgebildeten Menschen werden weiter das Land verlassen,um auch bei uns zu arbeiten. Keine guten Aussichten für Bulgarien.
Komme nun der Heimat näher, obwohl noch weiter spannend bleibt.
Auch deine Tante lässt dich grüßen und verfolgt deine Reise. Bleibt weiter gesund ! LG