Tag 18 & 19 Schon wieder Begegnung mit wilden Tieren in RO

Veröffentlicht am 25. April 2023 um 20:45

Der letzte Tag in Rumänien ist angebrochen. Obwohl das Land sehr widersprüchlich und schwer zu verstehen ist, würde ich gern noch länger in Rumänien bleiben. Warum? Das schreibe ich ganz zum Schluss der Reise.

Nun geht es weiter in Richtung in Ungarn. 

Ich benötige noch Wasser für meinen Wassertank und ein Quelle ist schnell gefunden. Eingeborene (manche schreiben auch "Locals", schrecklich diese Verhunzung unserer Sprache) holen an der Quelle auch Wasser. Eine Rumänen erklärt mir, dass das ein Heiliges Wasser wäre und von den Sünden befreit. Wenn das so ist mache ich den Tank randvoll und fülle den Reservekanister auch gleich mit. Sicher ist sicher.  Hoffentlich reicht das für meine Sünden. Wenn nicht muss der Ablass helfen. Das Wasser jedenfalls sollte bis zum Ende der Tour reichen. Ich dusche alle 2 Tage und liege damit weit unter dem Durchschnittsverbrauch in Deutschland (150 Liter am Tag/Person). 

Auf der Fahrt zu Grenze, ich fahre über einen kleinen Grenzübergang ohne Warenverkehr, fällt mir auf das die Landschaft "Ungarischer" wird. Bis auf die letzten 20 Kilometer zur Grenze sind die Straßen in einem Top Zustand. Woran liegt. An den deutschen Eigenschaften der Siebenbürger? Wohl kaum wenn ich an die Straßen in Deutschland denke. Das sich in Deutsche in der Region angesiedelt haben lag übrigens auch am Klima. Bekanntlich gab es von ca. 950 bis 1250 die sogenannten mitteralterliche Warmzeit. Und aufgrund der Temperaturen wurde diese Region für eine Besiedlung interessant. Aus dieser Zeit hat auch Grönland = Grünland seinen Namen. Die Vereisung erfolgte erst in der kleinen Eiszeit. Und der Meeresspiegel schwankte in den letzten 1500 Jahren auch um 8cm. Das Klima hat sich immer verändert und die Wissenschaft weis noch sehr wenig darüber. Außer die sogenannte "Letzte Generation". Die wissen es ganz genau. 

Immer wieder begegnen mir Zigeuner, auch mit Planwagen in denen die Leben. In was für ein Zukunft fahren diese Kinder? Hier verstehe ich den Begriff Kinderarmut. Aber nicht in Deutschland. 

Immer wieder begegnen mir Zigeuner, auch mit Planwagen in denen die Leben. In was für ein Zukunft fahren diese Kinder? Hier verstehe ich den Begriff Kinderarmut. Aber nicht in Deutschland. 

Und dann interessieren mich die blaue Kisten die ich auf den Feldern immer wieder stehen sehe. Ich habe es rausbekommen. Es sind Kisten mit Bienenvölkern. Und die Rumänischen Bienen sind Aggressiv, Angriffslustig und  Hinterhältig.  Drei Bienen haben mich gestochen, ich bin so schnell wie lange nicht mehr zu Tante Inge gerannt und habe die Flucht ergriffen (war über mich erstaunt wie schnell ich noch rennen kann). Mit Bären hätte ich es aufgenommen, aber nicht mit Bienen. Honig habe ich keinen mehr  gekauft. 

An der Grenze wurde relativ schnell abgefertigt, die Grenzer interessierten sich wieder mal für Tante Inge. Seltsamerweise wird an der Spur mit der Roten Ampel abgefertigt. Die mit grünen Ampel ist gesperrt. Als Obrigkeitshöriger Deutscher fahre ich ungern über eine Rote Ampel. 

Ungarn, für uns Ostdeutsche Jugendliche  das "Traumland". Hier gab es richtige Jeans, westliche Schallplatten CocaCola und westliche Zeitungen. Ich kenne keine aus meinem damaligen Freundeskreis der nicht nach Ungarn gefahren oder getrampt ist. Ab 1989 sind manche auch nicht wiedergekommen. 

Ungarn ist heute für mich nur Transitland. Es regnet, die Landschaft ist eintönig. Als ich an Budapest vorbeifahre überlege ich kurz nach Budapest zu fahren. Wir haben hier noch aus KuK Zeiten (mein Opa kam aus dem Sudetenland)  Verwandte. Wo die wohnen weis ich noch genau, auch ohne Navi. Zuletzt haben wir uns 1987 gesehen. Der Kontakt ist abgebrochen. Also fahre ich weiter. Schade. 

Ich finde eine Übernachtungsplatz abseits der Autobahn. Entdecke dabei noch die größte Tier Skulptur Europas (Spannweite der Flügel 18m). Was der Gockel darstellen soll habe ich nicht rausbekommen.   Da es zu Regnen aufgehört hat genieße ich noch die Aussicht. Und denke nach. 

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Sopron. 

Warum Sopron? Hier wurde im Sommer 1989 von Otto v. Habsburg gemeinsam mit Ungarischen Oppositionellen ein sogenanntes Paneuropäisches Frühstücke veranstaltet. Mit Genehmigung der Ungarische Regierung sollte der Grenzzaun für einige Stunden geöffnet werden. Die Ungarn hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine gewisse Reisefreiheit. 

"Irgendjemand" hatte am Balaton,  wo viele Ostdeutsche zu diesem Zeitpunkt Urlaub machten ,Flugblätter mit dem Hinweis auf die kurze Öffnung der Grenze verteilt. Es kam wie es kommen musste. In 3 Stunden haben ca., 1000 Ostdeutsche die offene Grenze passiert. Und weg waren sie. Im August waren es dann bereits 14 000. Das war eine Epochenwende, der eiserne Vorhang fiel in Ungarn zuerst und nicht in Berlin. Die 1945  in Jalta von Roosevelt, Churchill und Stalin  festgelegte "zweipolige" Weltordnung begann sich aufzulösen. Die Folgen sind heute mehr als aktuell. Ob eine "einpolige" Weltordnung das richtige ist? ich weis es nicht. Krieg um eine andere Weltordnung wieder herzustellen ist erst recht keine Lösung. 

Der Besuch der Gedenkstätte war für mich emotional, teil meiner eigenen Geschichte. 

Willkommen in Österreich. 

Vor Wien noch die Burg Forchenstein besucht. Früher ein wichtiges Bollwerk gegen die Türken. Seit Ende der 80er Jahre von den Fürsten Esterhazx zu Besichtigung freigegeben. 

Diese Schilder sind heute wieder notwendig. 

Teilweise über Nebenstrecken geht es nach St. Pölten, wenig Verkehr. Obwohl ich Schneeregen hatte macht es Spaß zu fahren. 

Unterwegs kaufe ich mir grünen Spargel (den muss ich nicht schälen), Schnitzel tiefgefroren und Sauce Hollandaise.....und fertig ist das Abendbrot. 

Morgen geht wahrscheinlich nach Hause. Ein Bericht (Zusammenfassung) schreibe ich dann am Wochenende.  Und die Aussicht ist toll. 

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Kommentare

Petra
Vor 2 Jahr

Lieber Cousin,
Ich wünsche dir eine gute Heimfahrt. Der Verkehr wird dichter werden , das Leben pulsierender und die Aufgeregtheit spürbarere. Willkommen im normalen Wahnsinn.
Danke für deine interessanten Impressionen, die Einblicke schon in eine andere Welt und die Auffrischung von Erinnerungen an Sinaia und Ungarn.
An die Realität wirst du dich schnell gewöhnen und bis bald, grüßen dich alle aus dem grünen Herzen,